"Gehst Du schon wieder kämpfen?" Missmutig verzog der alte Kater seine Nase. Er mochte es nicht, wenn die kleine Hexe kämpfte.
"Ich kämpfe, wann es mir gefällt." antwortete die kleine Hexe schnippisch. Sie mochte es nicht, wenn sich der alte Kater in ihre Angelegenheiten einmischte.
Der alte Kater brummte in sich hinein. Er mochte keinen Streit. "Ich meine nur…" murmelte er, "Du bist immer so zerschlagen, mit blauen Flecken auf den Armen!"
"Ich finde blaue Flecke angenehm." sagte die kleine Hexe kühl. "Das gibt so ein lustiges Muster auf dem Körper."
Dann drehte sie sich um und ging kämpfen.
Die kleine Hexe kämpfte gerne. Sie mochte den Kampf nicht als Ernst, eine Sache des Streites, denn sie war ein freundlicher Mensch. Aber sie mochte den Kampf als Spiel, eine Sache des Spaßes. Sie liebte es, sich zu bewegen, sich zu drehen, zu winden, auszuweichen, voranzukommen, zu drücken, schlingen und zu boxen.
Der Fuchs, mit dem die kleine Hexe heute kämpfte, war stärker als die der letzten Wochen. Ohne zu zögern sprang er die kleine Hexe an und verbiss sich in ihrem Arm. Die kleine Hexe grunzte zufrieden und befühlte die spitzen Zähne, die sich in ihre Haut gruben. Dann packte sie den Fuchs, warf ihn zurück und boxte ihm mitten auf die Nase. Der Fuchs knurrte, duckte sich und wieder biss er zu: So ging es hin und her. Der Fuchs war ein guter Kämpfer, die kleine Hexe hatte ihren Spaß. Am Ende des Kampfes waren der Fuchs und die kleine Hexe ziemlich zerschlagen, mit blauen Flecken auf den Armen. Die kleine Hexe hatte Bissspuren im Arm und der Fuchs humpelte.
Die kleine Hexe lachte und reichte dem Fuchs die Hand. Sie verabredeten, dass sie in der nächsten Woche wieder zusammen kämpfen wollten. Hochzufrieden humpelte die kleine Hexe nach Hause.
Als sie in die Nähe ihres Häuschens kam, hörte sie ein wildes Gebrumm. Sie bog um die Ecke: Ein großer, schwarzer Bär stand vor der Hexenhäuschenhaustür und versuchte, hindurchzukriechen. Der Bär konnte aber nicht vorbei: Ein flinker, schwarzer Blitz fauchte ihm immer wieder in den Weg, sprang ihm auf den Rücken, krallte sich in seinem Fell fest, biss und zerrte. Es war der alte Kater, der da kämpfte. Der Bär brüllte vor Wut.
Die kleine Hexe stieß einen Schreckensschrei aus. Ohne lange nachzudenken, rannte sie auf den Bären los: Sie trat ihm in die Kniekehlen und boxte ihn in die Seite, dass er ächzend zur Seite sackte. Die kleine Hexe zauste und kniff dem Bären über die Ohren, dass ihm Hören und Sehen verging. Am Ende piekte sie ihm einen spitzen Finger ins Auge. Das war zu viel: Beleidigt zog sich der Bär in den Wald zurück. Brummend trottete er zwischen den Bäumen davon und verschwand in der Abenddämmerung.
Schlimm sah der alte Kater aus. Der Bär hatte ihn gründlich vermöbelt. Die kleine Hexe nahm den Kater in den Arm. "Armer, alter Kater." sagte sie. Der alte Kater öffnete ein Auge, schief grinste er aus seinem verquollenen Gesicht heraus.
"Der Bär wollte einen Honigtopf stehlen, aus der Speisekammer."
Leise lachte die kleine Hexe: "Du hättest ihn lassen sollen: Ein altes Katerleben ist mehr wert als ein Honigtopf."
"Ich bin einfach zu klein zum Kämpfen." brummte der alte Kater.
"Du bist nicht zu klein!" rief die kleine Hexe entrüstet aus. "Ich bin genauso groß wie Du, und ich kämpfe trotzdem!"
"Du bist eben die kleine Hexe." seufzte der alte Kater.
"Weißt Du was?" Die kleine Hexe legte ihre Hände auf die Ohren des alten Katers. Sie lehnte sich an sein Gesicht. "Ich mag es, "dass wir gleich groß sind."
"Ich bin froh, dass Du gekommen bist, kleine Hexe." Der alte Kater wurde ein bisschen rot, um die Nase.
Die kleine Hexe nahm den Kater in den Arm. "Ich kämpfe doch gar nicht gerne im Ernst." flüsterte sie zärtlich. "Nur im Spiel."
"Das weiß ich doch." brummte der alte Kater. "Ich bin trotzdem froh, dass Du kämpfen kannst."
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